Manchmal kommt es anders...
Das habe ich gebraucht. Nicht gewollt. Aber es hat geholfen.
Es kam so:
Ich habe eine selbst gemachte Regel, dass ich morgens, nachdem die Kinder in Schule und Kindergarten gegangen sind, erstmal eine Stunde in der Wohnung aufräume, putze und Dinge organisiere, bevor ich mich an den Computer setze. Heute morgen auch. Ich hatte aber keine Lust. Ich wollte lieber arbeiten. Ich habe mir also in Erinnerung gerufen, warum ich das selbst mache und nicht wie andere Eltern eine Haushaltshilfe habe, Putzfrau, Perle oder wie immer ihr es nennen wollt. Es gibt drei Gründe dafür.
1. Emanzipatorisch. Ich finde nicht, dass mein gesellschaftlicher Status darauf aufbauen sollte, dass eine andere Frau die Drecksarbeit (tschuldigung, einen Teil der Reproduktionsarbeit) macht.
2. Antikapitalistisch. Da habe ich schon mal die Möglichkeit, eine nicht entfremdete Arbeit zu tun, wieso sollte ich die abgeben?
und 3. Spirituell. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass alle Dinge eine Energie in sich tragen, die auch dadurch bestimmt wird, unter welchen Bedingungen und mit welcher "Energie" sie hergestellt werden. Plakatives Beispiel ist das Stillen von Kindern. Wenn ich als Mutter gestresst und genervt bin, bekommt mein Kind mit der Muttermilch nicht die nährende Energie, die es bekommt, wenn ich es liebevoll und gelassen stille. Es geht um Vertrauen-in-die-Welt und Sich-Aufgehoben-Fühlen. Und im Prinzip glaube ich das auch von den Tomaten, die ich esse, und dem Fahrrad, das ich fahre. Wenn sie mit Angst, Stress und Hass produziert wurden, können sie mich nicht so nähren, wie wenn sie mit Hingabe und Liebe produziert wurden. Stattdessen hinterlassen die Tomaten einen Hunger und das Fahrradfahren entzieht mir Energie. Glaubst du nicht? Macht nichts. Öffne dich der Möglichkeit und wenn du Bestätigung findest, fängst du vielleicht langsam an.
Der dritte, der spirituelle Grund, ist natürlich ein phantastisches Argument, meine Regel nicht zu befolgen. Denn wenn ich selbst die Wohnung sauber mache, obwohl ich keine Lust dazu habe, dann ist das auch die falsche Energie. Total.
Ich habe mich also doch erst an den Computer gesetzt. Kribbelig wollte ich schreiben, recherchieren, zeichnen. Aber dann kamen in meiner Mailbox zwei Feedbacks. Eines ziemlich gut. Eines ziemlich vernichtend.
Oh.
Das erste Mal sagt mir jemand, dass er es nicht gut findet. Wörtlich nicht gut. Ein paar Leute haben schon gesagt, dass sie es nicht fertig gelesen haben, okay, kann ich mit leben. Aber "nicht gut"?
Die Ideen waren weg, der Drang die Zeichnung zu machen, die zwei, drei Charaktere in meinem Kopf zu definieren - all das war weg. Antworten auf die Kritik konnte ich aber auch nicht.
Was blieb?
Bad putzen.
Und was habe ich heute gelernt? Genau. Es geht um - und nur um - die Energie, mit der ich Dinge tue. Erst Bad putzen hätte nichts gebracht. Ich hätte mit schlechter Laune den Computer angemacht. Direkt auf das Feedback antworten hätte auch nichts gebracht, ich wäre defensiv und abhängig gewesen. Bad putzen, wenn Bad putzen dran ist, und Antworten, wenn Antworten dran ist. Und schreiben, wenn schreiben dran ist. Mit Freude schreiben. Denn, wie sollen die Leserinnen und Leser sich freuen, wenn ich mich nicht beim schreiben freue? Energie...